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Süßstoffe und ihre Wirkung

Süßstoffe

Süßstoffe werden kontrovers diskutiert. Sind sie für den Einen die Wunderwaffe gegen Übergewicht, so sind sie für die Anderen wahres Teufelszeug. Aber was stimmt denn nun: Sind Süßstoffe wirksames Hilfsmittel beim Abnehmen oder sind sie nicht im Gegenteil sogar eine Art Mastmittel?

Sind sie völlig ungefährlich oder können sie der Gesundheit schaden? Vermutlich liegt die Wahrheit wieder einmal irgendwo in der Mitte. Es bedarf wohl einer näheren Betrachtung, um etwas mehr über diese süßen Stoffe zu erfahren und mit dem einen oder anderen Mythos aufzuräumen.

1. Was sind denn Süßstoffe überhaupt?

Bei Süßstoffen handelt es sich per Definition um synthetische und natürliche Verbindungen mit einem intensiven süßlichen Geschmack. Ihre Süßkraft übertrifft den von Zucker um ein Vielfaches, und zwar je nach Süßstoff bis zum 37.000-fachen. Die meisten Süßstoffe können vom Körper nicht metabolisiert, also verstoffwechselt, werden. Die körpereigenen Enzyme können sie nicht aufspalten. Dadurch haben sie keinen oder einen nur sehr geringen Kaloriengehalt.

Der erste Süßstoff wurde 1878/79 in den USA, an der John Hopkins Universität in Baltimore, entwickelt. Maßgeblich beteiligt war auch der deutsche Chemiker Prof. Dr. Constantin Fahlberg, der das Potential dieser Entdeckung erkannte und 1886 in Magdeburg die erste Süßstofffabrik der Welt eröffnete. Der Name des Süßstoffes war das noch heute weit verbreitete Saccharin. Es ist 300-500 Mal süßer als Zucker.

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Bei allen Süßstoffen handelt es sich rechtlich gesehen um Lebensmittelzusatzstoffe, die ein Zulassungsverfahren durchlaufen müssen. Sie unterliegen der Süßungsmittelrichtlinie der EU. Der Wert für die unbedenkliche tägliche Aufnahmehöchstmenge ist durch den ADI-Wert geregelt (ADI = Acceptable Dialy Intake).

Wer also nicht mehr als die durch den ADI-Wert angegebene Menge des jeweiligen Süßstoffes pro Tag aufnimmt, soll nicht mit gesundheitlichen Problemen oder unerwünschten Nebenwirkungen rechnen müssen. Und es heißt, dass bei einer „normalen“ Ernährung eine Überschreitung dieses Wertes dauerhaft nicht möglich ist.

Zu unterscheiden sind Süßstoffe von den Zuckeraustauschstoffen wie Isomalt, Xylit, Mannit oder Sorbit. Deren Süßkraft ist geringer, ihr Kaloriengehalt höher als der von Süßstoffen. Sie enthalten aber immer noch deutlich weniger Kalorien als Zucker. Auch sie gelten als Lebensmittelzusatzstoffe und sind zulassungspflichtig.

2. Welche Süßstoffe gibt es?

In der Europäischen Union sind derzeit 11 Süßstoffe zugelassen. Sie sind gekennzeichnet durch die E-Nummern E 950 bis E 969. Es handelt sich um folgende Süßstoffe:
• E 950: Acesulfam K
• E 951: Aspartam
• E 952: Cyclamat
• E 954: Saccharin
• E 955: Sucralose
• E 957: Thaumatin
• E 959: Neohesperidin DC
• E 960: Steviolglykoside (Stevia)
• E 961: Neotam
• E 962: Aspartam-Acesulfamsalz
• E 969: Advantam

Zuletzt wurden Stevia (2011) und Advantam (2014) zugelassen. Im Falle von Stevia erfolgte die Zulassung erst nach langem und zähem Ringen.

Advantam schlägt alle anderen Süßstoffe mit seiner Süßkraft, die bis zum 37.000-fachen im Vergleich zu Saccharose (Zucker) ausmachen kann – stets bezogen auf die gleiche Menge. Winzige Mengen genügen also, um Lebensmittel zu süßen. Das besondere an Advantam ist zudem, dass es auch das Aroma der damit gesüßten Produkte intensiviert.

Nicht alle Süßstoffe sind übrigens rein chemische Produkte. Einige werden aus natürlichen Rohstoffen gewonnen. So wird das gerade erwähnte Thaumatin, ein Protein, aus der Frucht – genauer: den Samenschalen der Früchte – des Katemfe-Strauches hergestellt. Die Nutzpflanze wächst im afrikanischen Regenwald. Und Neohesperidin DC entsteht aus den Schalen der Bitterorange. Im Falle von Stevia handelt es sich bekanntermaßen um eine subtropische Pflanze, die vor allem im asiatischen Raum, in Brasilien, Argentinien und Paraguay angebaut wird und deren Blätter die süß schmeckenden Stoffe enthalten.

Neben der reinen Verwendung des Süßstoffes gibt es zahlreiche Mischungen. Erstaunlicher Weise addiert sich die Süßkraft dabei nicht einfach, sondern es kommt zu so genannten Synergieeffekten, das heißt: Die Mischung schmeckt süßer als die Einzelkomponenten. Außerdem verbessert das Mischen die Geschmackswirkung.
Süßstoffe sind nicht nur als Zusatzstoff in einer schier unüberschaubaren Anzahl von Lebensmitteln vorhanden. Sie werden auch als kleine Tabletten, Streusüße oder in flüssiger Form angeboten.

3. Machen Süßstoffe krank?

Süßstoffe ungesund?
Süßstoffe ungesund?

Über Süßstoffe kursieren viele verwirrende Aussagen. So heißt es, Süßstoffe würden die Insulinproduktion negativ beeinflussen, sie könnten auf verschiedenste Weise gesundheitsschädlich oder möglicherweise gar krebserregend sein, sie erhöhten das Verlangen nach Süßem, lösten Darmprobleme wie Blähungen oder Durchfall aus. Auf der anderen Seite stehen Aussagen wie Süßstoffe machen schlank und sind gesund.

Lange Zeit wurde darauf hingewiesen, dass krankmachende oder die Gesundheit in irgendeiner Weise negativ beeinflussende Wirkungen von Süßstoffen wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden konnten. Und das, obwohl Süßstoffe zu den am besten untersuchten Lebensmittelzusatzstoffen zählen. Lediglich eine Ausnahme ist wichtig: Menschen mit Phenylketonurie (angeborene Stoffwechselerkrankung, bei der die Aminosäure Phenylanalin aufgrund eines Enzymdefektes nicht abgebaut werden kann) dürfen kein Aspartam verwenden. Tafelsüßen und Produkte mit Aspartam müssen daher mit einem entsprechenden Warnhinweis versehen werden.

Nachdem Süßstoffe also einvernehmlich als sicher gelten, solange sie in einer den ADI nicht überschreitenden Dosierung aufgenommen werden, weisen plötzlich neue Studien in eine andere Richtung. In zunächst tierexperimentellen Studien kam es zu Gewichtserhöhung und Blutzuckeranstieg. Eine gestörte Glukosetoleranz deutete auf ein erhöhtes Risiko für Diabetes Typ 2 hin. Um die Ergebnisse auch am Menschen zu verifizieren, wurden knapp 400 Personen, die keinen Diabetes aufwiesen, einer ernährungsphysiologischen Studie unterzogen.

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Die Ergebnisse waren die gleichen wie in der Tierstudie. Außerdem kam es zu einer Störung der Darmflora. Die Initiatoren der Studie am Weizmann Institut in Israel vermuten, dass vor allem eine Ernährungsweise mit reichlich Fett und Zucker durch die zusätzliche Zufuhr von Süßstoffen den Taillenumfang und den Body-Mass-Index weiter erhöhen könnte (siehe Nature 2014).

Zusammenhänge mit anderen Erkrankungen konnten bisher nicht nachgewiesen werden. Und die gerne zitierten Blähungen und Durchfälle kommen vermutlich eher durch die Verwendung von Zuckeraustauschstoffen, die in diesem Zusammenhang mit den Süßstoffen in einen Topf geworfen werden.

4. Schlankmacher oder nicht?

Fakt ist: Süßstoffe haben keine oder so wenige Kalorien, dass sie getrost vernachlässigt werden können. Dennoch wurde beobachtet, dass Personen, die mit Süßstoffen gesüßte Getränke und Speisen konsumierten, an Gewicht zulegten. Es wurde also gefolgert, dass Süßstoffe Hunger auslösen könnten. Das wurde jedoch bisher nicht eindeutig nachgewiesen.

Als Erklärung für den beobachteten Effekt wurde dann schließlich vermutet: Durch das Gefühl, mit dem Einsatz von Süßstoffen reichlich Kalorien einzusparen, wird an anderer Stelle „doppelt“ zugelangt. Die oben erwähnte Studie weist allerdings darauf hin, dass wohlmöglich durchaus ein direkter Zusammenhang zwischen Süßstoffkonsum und Gewichtszunahme bestehen könnte.

Fatburner sind Süßstoffe in keinem Fall. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) vertritt aber die Ansicht, dass sie im Rahmen einer Reduktionsdiät durchaus geeignet sind, um Kalorien einzusparen und die Diät zu unterstützen. Vor allem bei süßen Erfrischungsgetränken, Desserts und Gebäck können sie die Energiebilanz deutlich nach unten drücken. Alleine das reicht allerdings nicht aus, um dauerhaft Gewicht zu verlieren und langfristig schlank zu bleiben. Eine ausgewogene Ernährung, ein gesunder Lebensstil und viel Bewegung gehören immer mit dazu.

Video: Süßstoffe Liste

Fazit:
Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit konsumieren täglich die verschiedensten Süßstoffe – häufig, ohne es zu wissen oder sich bewusst zu machen. Denn längst haben diese süßen Stoffe Einzug in unsere Lebensmittel gehalten. Man kann ihnen nicht entkommen, ob man will oder nicht. Probleme damit sind bisher praktisch nicht nachgewiesen.

Bis weitere Untersuchungen, die aufgrund der neuesten Studienergebnisse sicher in nächster Zeit vorangetrieben werden, das Gegenteil beweisen, gelten Süßstoffe als sicher. Besser als der unkritische Süßstoffeinsatz ist es aber sicher, das antrainierte Verlangen nach Süßem, also den „Süßgeschmack“, nach und nach zu reduzieren. Dann werden weder kalorienreicher Zucker noch Süßstoffe im Übermaß benötigt und die schlanke Linie ist gesichert – so oder so.