454 Millionen – Umsatz mit vegetarischen Lebensmitteln

Lasst uns über Zahlen sprechen. Beachtliche Zahlen. 2015 sollen die Hersteller von Milch- und Fleischersatz sowie Brotaufstrichen und Cerealien einen Umsatz von 454 Millionen Euro gemacht haben.Um diese Zahl zu verstehen, muss man die Entwicklung betrachten.

Demnach stieg der Umsatz 2015 um satte 25,9 Prozent, innerhalb von fünf Jahren sogar auf mehr als das Doppelte. Diese Angaben stammen aus der Studie „Branchenreport Vegetarisch & Vegan: Modeerscheinung oder nachhaltiger Wachstumsimpuls?“ des Instituts für Handelsforschung in Köln. Die genannten Umsatzzahlen scheinen übrigens schlüssig, da auch der Deutsche Vegetarierbund VEBU vergleichbare Angaben auf Basis von GfK-Daten macht.

Umsatzboom mit Fleisch- und Wurstimitaten

Ein wichtiger Faktor für den stetigen Zugewinn an Umsatz scheinen die Fleisch- und Wurstimitate zu sein. Das ist kein Wunder, denn traditionelle Fleischwarenhersteller wie Meica und Rügenwalder Mühle drängen mit einer wachsenden Auswahl an vegetarischen Produkten in das Supermarktregal. Das Konzept scheint aufzugehen. Denn vegetarische Mortadella, pflanzliche Mettbällchen oder fleischlose Currywurst sind gefragt.

Interessanterweise nicht allein bei Vegetariern. Denn die machen weniger als ein Drittel des Umsatzes aus. Flexitarier – die sonst Fleisch und Wurst verzehrenden „Freizeitvegetarier“ – und „Allesesser“ lassen die Kassen klingeln. In dem Sinne scheinen die Wurst- und Fleischimitate ein niedrigschwelliges Einstiegsangebot zu sein, um vegetarische Koste auszuprobieren.

Supermärkte haben größten Umsatzanteil

Trotz aller Kritik an diesen Produkten ist das grundsätzlich zu begrüßen. Dass es ausgerechnet Fleischwarenhersteller sind, die zumindest im Supermarkt das Angebot dominieren, dürfte dagegen so manchem überzeugten Vegetarier böse aufstoßen. Denn damit ist die Marktmacht dieser Produzenten enorm.

Wer nämlich denkt, vegetarische Lebensmittel würden im Bioladen oder Reformhaus gekauft, irrt gewaltig. Der größte Umsatzbringer mit fast einem Drittel ist der Supermarkt an der Ecke. Knapp hinter dem Verbrauchermarkt kommt der Bioladen erst an dritter Stelle. Nur 16 Prozent des Umsatzes wird in diesem Geschäften gemacht. Dass ausgerechnet Wurstwarenproduzenten jetzt vom „Vegetarisch-Boom“ profitieren ist schon eine Ironie der Geschichte …

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An der Stelle noch der Hinweis: Über die Qualität der Studienergebnisse kann ich leider keine Angaben machen. Die Zahlen nehme ich mit etwas kritischer Distanz einfach mal hin. Ich finde es aber sehr spannend, dass mit wachsender Präsenz im Supermarkt die Bereitschaft zum Kauf von Wurst- und Fleischimitaten zu wachsen scheint. Wenn jetzt noch die Qualität einiger Produkte aus dem Kühlregal steigt, wäre das speziell für Neu-Vegetarier eine deutliche Verbesserung der Situation. Es sei denn, sie möchten nicht sofort auf Tofu und Co. sowie leckeres Selbstgekochtes zurückgreifen.