Qigong

Qigong ist ein wesentlicher Bestandteil der alten chinesischen Heilkunst und eine seit mindestens 3000 Jahren praktizierte Methode zur Gesunderhaltung. Hierzulande wird Qigong aber zumeist als wirksame Entspannungstechnik eingesetzt, da bisher nur wenige schulmedizinisch basierte Ärzte die gesundheitsfördernden Möglichkeiten dieser Technik erkannt haben.

Naturheilkundlich orientierte Mediziner und TCM-Ärzte integrieren Qigong jedoch häufig in ihren Heilplan. Welche Möglichkeiten bietet dieses System zur Heilung, Regulation und Entspannung von Körper und Geist?

1. Die wichtigsten Begriffe vorab
2. Die heilenden Aspekte des Qigong
3. Qigong zur körperlich-geistigen Entspannung
4. Wie Qigong praktiziert wird

1. Die wichtigsten Begriffe vorab

Qigong setzt sich aus den beiden Worten „Qi“ und „Gong“ zusammen.
Unter Qi (auch: Chi) wird die strömende Lebensenergie verstanden, die nach chinesischem Verständnis jedem Menschen in einem festgelegten Umfang zur Verfügung steht. Mit diesem Reservoir an Lebensenergie werden wir geboren (angeborenes Qi).

Im Laufe unseres Lebens müssen wir gut damit haushalten, damit sie nicht zu früh verbraucht ist. Eine kleine Menge Lebensenergie kann sogar hinzu gewonnen werden (erworbenes Qi), hauptsächlich kommt es aber darauf an, durch Achtsamkeit im Umgang mit uns selbst das Tempo zu verlangsamen, in dem sich die Lebensenergie sozusagen „abnutzt“.

Gong heißt nichts anderes als „Pflege“, „beharrliches Üben“ oder „Arbeit“. Wer Qigong praktiziert, pflegt und bewahrt also seine Lebensenergie durch ständiges Üben.
Der tiefe Ursprung der Qigong-Philosophie liegt im Taoismus und Buddhismus. Hier spielen zwei weitere Begriffe eine große Rolle, nämlich das „Yin“ und das „Yang“.

Damit ist die Verkörperung der Gegensätze gemeint, die unsere Welt bestimmen. So steht Yin für das passive Element, die Dunkelheit, die Kälte und das Weibliche. Yang hingegen symbolisiert Aktivität, Licht, Wärme und das Männliche. Hier im Yang liegt auch die Energie-Wurzel des Menschen. Ausschlaggebend ist, dass beide Pole in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Eins geht nicht ohne das Andere.

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Qigong zielt immer darauf ab, dieses ausgewogene Verhältnis herzustellen und Yin und Yang in Einklang zu bringen.

2. Die heilenden Aspekte des Qigong

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist Qigong eine der 5 Säulen der Heilkunst, zusammen mit Akupunktur, Kräutermedizin, Massagetechniken und der Ernährung nach den 5 Elementen. Alle Qigong-Übungen nehmen Bezug auf die Meridiane, also die Energieleitbahnen im Körper. Hier sollen sie, ähnlich wie die Akupunktur, den Energiefluss fördern und die Aktivität der Lebensenergie Qi gezielt in die „richtigen“ Bahnen lenken und harmonisieren.

Ziel ist, ein bestehendes Ungleichgewicht von Yin und Yang dauerhaft zu beheben und auszugleichen. Fließt das Qi und damit die Energie frei und ungestört durch alle Leitbahnen, so ist der Mensch gesund. Ist der Qi-Fluss aber gestört oder unterbrochen, können Krankheiten entstehen. Nach Auffassung der TCM sind beispielsweise Schmerzen nichts anderes als gestautes Qi.

Die Sichtweise der TCM ist immer ganzheitlich. Alle heilenden Maßnahmen – so auch Qigong – beeinflussen demnach gleichermaßen Körper, Geist und Seele. Folgende Wirkungen werden dem regelmäßigen Üben des Qigong zugeschrieben:

• allgemeine Förderung von Wohlbefinden und Gesundheit
• Stärkung des Immunsystems und Aktivierung der Selbstheilungskräfte
• Regulierung und Harmonisierung von Energie-, Lymph- und Blutfluss im Körper
• Linderung von Beschwerden, z. B. Schmerzen
• Verbesserung der Sauerstoffzufuhr
• Förderung der Konzentrationsfähigkeit
• Entspannung von Muskulatur und Geist
• Erweiterung von Sensibilität und Selbstwahrnehmung
• Steigerung der Beweglichkeit

In der Therapie vieler Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Rheuma oder anderen chronischen Erkrankungen kann Qigong unterstützend, lindernd und auch vorbeugend wirken.

3. Qigong zur körperlich-geistigen Entspannung

Alle Übungsformen des Qigong wirken ausgleichend und beruhigend auf die Psyche. Daher wird Qigong inzwischen auch hier sehr geschätzt, und zwar als eine effektive Entspannungstechnik. Obwohl die Wirkweise bisher nicht wissenschaftlich erklärt werden kann, hat die Erfahrung und Beobachtung doch gezeigt, dass bei regelmäßiger Übung eine deutliche Entspannung einsetzt. Das betrifft sowohl den Körper (also die Muskulatur) als auch die mentale Ebene (Geist, Psyche).

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Daher werden Qigong-Kurse mittlerweile im Rahmen der Präventionsprogramme durch die Krankenkassen anerkannt und bezuschusst. Sie werden gerne als Möglichkeit genutzt, zur Ruhe zu kommen und die Gedanken zu ordnen. Das Zusammenspiel von Bewegung, Atmung und Konzentration auf die Übungen klärt den Geist und lässt keinen Raum mehr für Grübeleien und gedankliche Ablenkungen. Qigong könnte auch als eine Art Meditation bezeichnet werden, da die Übungen langsam und in konzentrierter Stille ausgeübt werden.

4. Wie Qigong praktiziert wird

Das Praktizieren des Qigong ist einfach zu erlernen und für Jedermann geeignet. Es sind keine Vorkenntnisse nötig, man kann jung oder alt, körperlich fit oder untrainiert sein. Ein wenig Bereitschaft, sich auf eine neue und vielleicht fremdartige Gedankenwelt einzulassen, reicht völlig aus, um mit dem Üben zu beginnen.

Alle Bewegungen des Qigong werden langsam und in Ruhe ausgeführt. Das kann im Stehen, Gehen, Sitzen oder auch Liegen erfolgen. Bewegung und Atmung werden fließend und wie von selbst aufeinander abgestimmt. Die einzelnen Übungen, die mehrfach wiederholt werden, setzen sich zu Übungsfolgen zusammen.

Die beiden Gegenpole Yin und Yang spiegeln sich in den Übungen durch öffnende und schließende Bewegungen, Sinken und Steigen des Körpers sowie durch Bewegungs- und Ruheelemente wieder. Eine der wichtigsten und anspruchvollsten Übungen ist übrigens das richtige Stehen: Zhan Zhuang oder „Stehen wie ein Baum“. Hierdurch soll die innere Ruhe herbeigeführt werden, die für die anschließenden Übungsreihen benötigt wird.

Wichtig ist das regelmäßige Üben. Es ist dabei nicht notwendig, immer ganze Übungsfolgen zu absolvieren, auch einzelne Übungen lassen sich recht einfach in den normalen Tagesablauf integrieren und reichen aus, um das Qi zum Fließen zu bringen.

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Der Begriff Qigong wurde übrigens erst in den 1950er Jahren geprägt, und „das“ Qigong gibt es nicht: Man kann sicher 1000 und mehr Übungsreihen unterscheiden, die über Jahrhunderte hinweg zu einem großen Teil zunächst mündlich von Lehrer zu Schüler übermittelt und schließlich dokumentiert wurden.

Diese Übungsreihen tragen Namen wie „Acht Brokate“, „Kranich-Qigong“, „Fünf-Organe-Qigong“ oder „Atem des Universums“. Auch die Einzelübungen werden fantasievoll benannt, etwa „Atemblume“, „den Affen abwehren“ oder „mit dem Regenbogen tanzen“. Sie sprechen damit sehr stark das Vorstellungsvermögen an, wodurch auch die geistige Energie in Fluss gehalten wird.

Damit ist Qigong ein natürliches und einfaches Verfahren, seine Gesundheit auf allen Ebenen zu stabilisieren.