Trennkost – pro und contra

Trennkost

„Nichts ist so alt wie die Diät von gestern“, könnte man in Abwandlung einer bekannten Journalistenweisheit sagen. Wer das enorme Angebot an Ernährungsratgebern im Buchhandel und in Zeitschriften aufmerksam betrachtet, könnte zu dem Schluss kommen, dass es sehr einfach ist, in kurzer Zeit viele Kilos zu verlieren, denn praktisch jede Methode führt „garantiert“ zum Erfolg: mal wird empfohlen, die Kohlenhydrate wegzulassen, mal soll der Fettanteil der Nahrung reduziert werden, dann sind wieder die Milchprodukte an allem schuld oder einfach der falsch gewählte Mahl“zeit“punkt, der nicht zum Biorhythmus passt.

Trotzdem sind weiterhin Menschen zeitweise oder ständig übergewichtig und trotzdem werden ständig neue Diätkonzepte erdacht. Einer der Veteranen dieser Diätschwemme ist die Hay`sche Trennkost.


Die Theorie

Der amerikanische Arzt Dr. Howard Hay postulierte zu Beginn des 20. Jahrhunderts, dass die Ursache vieler Zivilisationskrankheiten in der Übersäuerung des Körpers zu suchen sei. Der Grund dafür sei eine falsche Ernährungsweise, die zu arm an Obst, Gemüse und Vollkorngetreide (den sogenannten Basenbildnern) und zu überladen mit Fleisch, Zucker und Milchprodukten (den Säurebildnern) sei.

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Insbesondere der gemeinsame Verzehr von Kohlenhydraten und Proteinen führe zu verlangsamter und unvollständiger Verdauung und in der Folge zu Gärungsprozessen im Darm, die einen weiteren Anstieg des Säuregehalts im Körper verursachten. Der menschliche Verdauungsapparat sei einfach nicht in der Lage, Kohlenhydrate und Eiweiße gemeinsam zu verdauen.

Drei Gruppen

Daher entwickelte Hay ein Ernährungskonzept, das reich an basenbildenden Nahrungsmitteln, aber arm an Säurebildnern war. Außerdem sollten proteinhaltige und kohlenhydrathaltige Nahrungsmittel nie gemeinsam verzehrt, sondern strikt getrennt werden. Zu diesem Zweck unterteilte er die Nahrungsmittel in drei Gruppen:

  1. die Kohlenhydratgruppe, die alle Getreideprodukte wie Brot und Kuchen, aber auch Kartoffeln, Nudeln und Bananen enthält,
  2. die Eiweißgruppe mit Fleisch, Fisch, Milchprodukten, Sojaerzeugnissen und Eiern und
  3. die neutrale Gruppe, deren Vertreter Gemüse, Beerenfrüchte, sowie Öle und Fette beliebig mit Mitgliedern der anderen beiden Gruppen kombiniert werden dürfen.
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Die Befolgung der eigenen Regeln ermöglichte es Hay, seine damals als unheilbar geltende Nierenerkrankung zu überwinden, da sich als Folge der Diät sein Harnsäurespiegel normalisierte. Im Folgenden betrachtete er die Trennkost als eine Art Universalheilmittel für alle Menschen. Heute sind abgewandelte Trennkostprinzipien Bestandteil vieler Gewichtsreduktions- und Entschlackungsprogramme.

Beurteilung

Aus heutiger Sicht entbehrt die Trennung der Nährstoffgruppen einer wissenschaftlichen Grundlage. Unser Körper ist ohne weiteres in der Lage, Kohlenhydrate und Eiweiße gemeinsam zu verdauen und das muss er auch sein, denn praktisch alle Nahrungsmittel enthalten alle drei Bestandteile, nur in unterschiedlichen Mengenverhältnissen.

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Die zur Kohlenhydratgruppe zählenden Getreideprodukte enthalten oft das Klebereiweiß Gluten, Sojabohnen (Eiweißgruppe) als Hülsenfrüchte bestehen zu jeweils großen Anteilen aus Eiweiß und Stärke, weshalb verwandte Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen in der Trennkost generell verboten sind. Scheinbar war in diesem Fall nicht die Physiologie der Verdauungsvorgänge, sondern der Wissensstand von Dr. Hay ein begrenzender Faktor.

Weitere Kritikpunkte

• Für eine Gewichtsreduktion muss das Hauptaugenmerk auf der Menge der verzehrten Kalorien liegen. Die Zusammensetzung der Nahrung ist dabei zweitrangig.

• Eine dauerhafte Übersäuerung des Körpers ist bei einem gesunden Menschen praktisch unmöglich, da wirkungsvolle Puffersysteme den pH-Wert in sehr engen Grenzen stabil halten. Diese sind auch bei maximaler Fehlernährung nicht auszuhebeln. Eine solche Azidose ist allerdings denkbar bei Extremfasten, bei Nierenerkrankungen und anderen Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus. Azidosepatienten klagen allerdings nicht wochenlang über Müdigkeit und Gelenkschmerzen, sie finden sich vielmehr auf der Intensivstation wieder.

• Strikte Anwendung der Trennkost kann zu Eiweißmangel und Unterversorgung mit Calcium und Eisen führen.

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Positive Aspekte

• viele Normalverbraucher haben sich noch nie Gedanken um die Zusammensetzung ihrer Nahrung gemacht. Sie sind aber nun gezwungen, ihre täglichen Lebensmittel in eine der drei Gruppen einzuordnen und zu beurteilen.

• Notorische Kalorienbomben wie Currywurst mit Pommes Frites oder Hamburger sind nach den Vorschriften verbotene Kombinationen und entfallen daher für den Zeitraum der Diät. Allein dies kann zu einer deutlichen Reduzierung der verzehrten Kalorienmenge führen.

• Trennung von Kohlenhydraten und Eiweiß führt fast automatisch zu einer Verringerung des Fleischkonsums und einer Erhöhung des Gemüseverzehrs.

Zusammenfassung

Abschließend kann man sagen, dass die Hay`sche Trennkost auf falschen Voraussetzungen basiert. Trotzdem ist sie – in abgemilderter Form – häufig gut geeignet, um eine problemlose Gewichtsreduktion um einige Kilo und ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein zu erreichen.